„Musikalische Höhepunkte aus dem Ländle, gekonnt und mit Witz vorgetragen, eine Uraufführung und knapp zwei Stunden beste Unterhaltung für einen guten Zweck: Das Benezkonzert des
Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg zugunsten des Kindergartens Zauberberg war wahrlich ein Höhepunkt im Veranstaltungskanon zum 1250-jährigen Bestehen der Weinbaugemeinde. Rund 600 Musikfreunde sorgten in der Sporthalle am Freitagabend für ein volles Haus…
Bötzingens Bürgermeister Dieter Schneckenburger kündigte ein „musikalisch höchst ansprechendes Programm“ unter dem spannenden Motto „schwäbisch-badisch-musikalisch“ an und sollte Recht behalten. Sei doch das Blasorchester mit seiner über einhundertjährigen Tradition ein „musikalisches Aushängeschild des Landes Baden-Württemberg“.
Mit der Schwaben-Ouvertüre begannen die Musiker ihr ausgesprochen abwechslungsreiches, gekonnt gespieltes und unterhaltsames Programm, das viel moderne Musik enthielt, jedoch ohne abgehoben zu wirken. Alle Stücke stammten von Komponisten, Künstlern oder Arrangeuren aus Baden-Württemberg. „Ich habe mich gefreut, dass Sie hier auch für die Schwaben-Ouvertüre applaudieren“, betonte ein gut aufgelegter Dirigent Stefan R. Halder, der auch die Moderation des Konzerts übernahm und immer wieder auf launige Art auf die kleinen Unterschiede zwischen den manchmal doch sehr gegensätzlichen Landesteilen aufmerksam machte. Das Orchester wiederum spiele viele Benezkonzerte im Land und er sei froh „dass wir immer dahin dürfen, wo die Menschen mehr machen“.
Das Wesen des Schwaben an sich zeichnete die Kapelle dann im zweiten Stück, „Die Echaz“, nach. Genau so wie der kleine, 23 Kilometer kurze Fluss, beginnt das Stück als Rinnsal kleiner Töne und einzelner Instrumente. Kleine Quellzuflüsse winden sich durch die Felsen am Albtrauf unterhalb von Schloss Lichtenstein. So wie das Flüsschen stetig wächst, nimmt auch die musikalische Intensität zu und hat seinen ersten Höhepunkt mit dem Einsatz der Trompeten. Es wird leiser wie das Rauschen im Walde, es folgen romantische Klänge, bis eine Jagd die Idylle zerstört. Später sind es läutende Glocken und Harmonien, die erklingen, bis sich die Echaz in einem festlichen Finale mit dem Neckar vereinigt.
Gleich 17 Volkslieder hat Ralph Bernardy in seiner Albsinfonie verarbeitet, die er eigens für das Landespolizeiorchester geschrieben hat. In Bötzingen erklang nun der dritte Satz, der noch immer sieben Volkslieder enthält, wie Stefan R. Halder erläuterte. Zu hören waren dabei sehr unterhaltsame Melodien, Reigen und Tänze, gespickt mit Soli, die das ganze Können der Musiker forderten.
Danach kündigte der Dirigent gar eine Welturaufführung an, für die sich das Orchester zur Big-Band umformierte. Fynn Müller, selbst noch Musikstudent in Mannheim, dirigierte dabei seine flotte Swing-Nummer „Ein Badener in New York“ höchst selbst und bekam dafür viel Beifall, so dass sogar eine Zugabe gespielt wurde.
Mit dem Schwaben-Baden-Marsch von Patrick Egge, in dem sowohl das Badnerlied als auch jenes von der Schwäbischen Eisenbahn verarbeitet ist, endete der erste Konzertteil.
Nach der Pause begann das Polizeiorchester mit bekannten Themen aus Kriminalfilmen, das Stück „Time for Crime“ sorgte für Begeisterung. Nicht weniger gelungen war „A Tribute to Roger Cicero“, in dem Tobias Becker zahlreiche Hits des 2016 viel zu jung verstorbenen Pop- und Jazzmusikers verarbeitet hat. Ebenfalls mit aktueller Pop-Musik beschäftigte sich das letzte Stück des Abends, das Arrangement „Bilder – Best of Baden“, in dem acht aktuelle Titel von Künstlern vereinigt wurden, die ihre Ausbildung zumeist in der Mannheimer Pop-Akademie absolviert hatten.
Nach lang anhaltenden stehenden Ovationen folgte als erste Zugabe der Radetzky-Marsch, bevor Dirigenten Halder das Publikum zum Mitsingen des finalen Badnerlieds aufforderte.“
(Quelle: Badische Zeitung vom 18.02.2019)