Nach langer, coronabedingter Abstinenz war das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg (LPO) zu einem Benefizkonzert zugunsten der Flüchtlinge aus der Ukraine im Bad Krozinger Kurhaus zu Gast…
In Zusammenarbeit mit der Musikakademie des Bundes Deutscher Blasmusikverbände (BDB) präsentierte Andreas Stangel zum Abschluss seines Dirigierstudiums die L’Arlèsienne-Suite für Orchester Nr. 2 von Georges Bizet. Die einleitende Pastorale zeichnete mit solistischen Einschüben verschiedener Instrumente ein idyllisches Landschaftsbild, kontrastiert von einer schwermütigen Grundstimmung. Ein düster-marschartiges Rahmenthema leitete das Intermezzo mit seiner sakral gehaltenen Melodie im Saxophon ein. Das Thema des dritten Satzes, dem Minuet, bestimmte ein luftig-zartes Duett von Flöte und Keyboard und anfänglich zurückhaltender Orchesterbegleitung. Und die abschließende, temperamentvoll aufgeführte Farandole, bei der das Orchester seine ganze Klangfülle entfalten konnte, setzte den effektvollen Schlusspunkt des Prüfungsstücks.
Im weiteren Programm des Abends übernahm der langjährige Studienleiter an der BDB-Musikakademie Alex Schilling das Dirigat des Landespolizeiorchesters. Die Deux Mouvements des belgischen Komponisten Andre Waignein fesselten die Zuhörer mit einer elegischen Saxofonmelodie (Solist: Ivan Tumanov) wie aus einem romantischen französischen Film, klangfarbenreich und von getragener Noblesse. Noch mehr französische Atmosphäre verbreitete das LPO mit den Trois Pieces Pittoresques von Emanuel Chabrier und Desiré Dondeyne. Das abwechslungsreiche Stück, reich an Klangfarben und von ausgefeilter Dynamik, pendelte mit seinen überraschenden Wendungen zwischen orchestraler Kraft und beweglicher Melodik und endete im dritten Satz mit einem launig-verspielten Tanzstück.
Die Komposition Passion et Tendresse, Leidenschaft und Zärtlichkeit, von Rob Goorhuis bannte die Zuhörer durch einen dynamischen, aufwühlenden Orchestersatz, darin eingebettet eine zart-betörende Melodie, elegisch ausschweifend und flankiert von kraftvoll-leidenschaftlichen Ausbrüchen im Orchester. Die einfühlsam dargebotene Trompetenmelodie weckte mit dezenten Anklängen an Rodrigos Concierto de Aranjuez und Ravels Bolero nostalgische Gefühle. Da der Komponist auch als Lehrkraft der BDB-Akademie arbeitet, konnte er den begeisterten Zuspruch des Publikums persönlich entgegennehmen. Der anschließende Chanson de Matin von Edward Elgar verführte in seiner frischen melodischen Anziehungskraft zum Träumen und Schwelgen.
Eine Glanzleistung legte das Landespolizeiorchester mit Praise Jerusalem! des US-Komponisten Alfred Reed hin. Bei dieser mitreißenden Hymne handelt es sich um Variationen über ein armenisches Osterlied aus dem siebten Jahrhundert, das klangfarbenreich durch verschiedene Tempi und musikalische Charaktere mit orientalischen Anklängen, fugierten Marschthemen und feierlichen Klängen ein überwältigenden Finale bildete – unterstützt durch ein Posaunenensemble des Freiburger Blasorchesters, das an den Türen des Saales für eine beeindruckende Schlusspassage sorgte.
Mit dem unvermeidlichen Badner Lied verabschiedete ein glänzend aufgelegtes Orchester das begeisterte Publikum.
Quelle: Badische Zeitung vom 10.03.2022