„… Das zu den renommiertesten Berufsblasorchestern Europas zählende Ensemble bewies bei seinem Benefizkonzert zugunsten der Aktion „Weihnachtsfreude für alle“ der Badischen Zeitung, dass die Polizei mehr kann, als nur den Marsch zu blasen… Mit dem „Orient Express“, einer bildgewaltigen Blasmusikkomposition des Engländers Philip Sparke, begann die
Reise von London aus zu den Gebieten östlich von Schwaben. Schnaufend, ruckelnd und pfeifend nahm die alte Lok allmählich Fahrt auf, bis sie in einem immer schneller werdenden Crescendo quer durch ganz Europa nach Istanbul ratterte. Auf deren Strecke liegt auch Ungarn, in das neben Rumänien vor 300 Jahren auch zahlreiche Schwaben (Donauschwaben) siedelten. Passend dazu präsentierte das LPO mit „Éljen a Magyár“ eine rasante Polka aus der Feder von Johann Strauss (Sohn), die mit viel Rumtata und orientalisch angehauchten Melodiefetzen in den Klarinetten pure Lebensfreude heraufbeschwor. Von Ungarn ist es nur ein Katzensprung nach Rumänien. „Rumänien ist ja bekannt für die schnellsten Blaskapellen der Welt“, so Dirigent Halder. Von einer ganz anderen Seite zeigte sich das Orchester mit einem Stück aus den „Meleaguri Mistice“ des Österreichers Thomas Doss. Zur spannungsreichen musikalischen Untermalung der Komposition zitierte der aus dem Rumänien Ceausescus geüchtete Saxophonist Anton Toth ein leidenschaftlich vorgetragenes, gefühlvolles Klagegedicht aus der verlorenen Heimat. Die folgenden „Klezmer Classics“ des Niederländers Johan de Meij spiegelten virtuos und ausdrucksreich den melancholischen und zugleich lebensfroh überbordenden Charakter der Melodien der osteuropäischen Juden. Mit dem fulminanten Ausklang des rasant-martialischen Säbeltanzes von Aram Chatschaturjan durften Dirigent und Orchester wunschgemäß bereits nach dem ersten Teil die Standing Ovations des Publikums huldvoll entgegennehmen.
„Ein Amerikaner in Paris“ von George Gershwin beschreibt zum Auftakt des zweiten Teils mit Hupen und anderen Klangeffekten das hektische Großstadtleben und ist zugleich eine Hommage an die Liebe und das Leben in der französischen Hauptstadt. Zum Thema Amerika vergaß Stefan Halder nicht zu erwähnen, dass es ein Schwabe war, der als verstoßener Sohn wegen einer nicht standesgemäßen Liaison der Fabrikanten-Familie Hohner durch seine Mundharmonikas stilbildend für den amerikanischen Blues werden sollte. Sanft wiegender Tango und leidenschaftliche Temperamentsausbrüche in den Klarinetten prägten den Auftakt zum „Danzón No. 2“ des mexikanischen Komponisten Arturo Márquez, der in feurigen afrokubanischen Rhythmen mündete und von den Musikern des LPO klanggewaltig und technisch brillant umgesetzt wurde. Rhythmisch noch wilder präsentierte das Orchester dank seiner hervorragenden Percussion-Sektion „El Cumbanchero“ des Puertoricaners Rafael Hèrnandez. Zurück in Deutschland beendete das Orchester seine Weltreise mit der „Berliner Luft“ von Paul Lincke, bei dem die Zuhörer vom Dirigenten vehement dazu angehalten wurden, lautstark mitzupfeifen. Noch mehr Publikumsbeteiligung gab es bei den Zugaben im unverwüstlichen Radetzkymarsch sowie dem „Schwaben-Baden-Marsch“ von Patrick Egge. Letzterer ist in Baden ohnehin ein Heimspiel, sind doch die ersten vier Takte der Schwaben-Hymne „Der reichste Fürst“ mit dem „Badner Lied“ absolut identisch – was man textsicher auch von den begeisterten Konzertbesuchern zu hören bekam.“
(Quelle: Badische Zeitung vom 05.02.2019)