Zum fünfzehnten Mal war das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg unter der Leitung von Stefan R. Halder mit einemBenefizkonzert für die Aktion „Weihnachtsfreude für alle“ der Badischen Zeitung zu Gast in Bad Krozingen.
Für Höhepunkte im Programm sorgten die virtuosen Solisten Tomislav N. Baynov am Flügel und Matthias Briem am Marimbaphon. Die Hörer, unter denen sich auch viele Bad Krozinger Blasmusiker befanden, waren begeistert.
Mit dem Konzertstück „Armenische Tänze“ von Alfred Reed begrüßte das Orchester seine Hörer. Die Interpretation des original für Bläser verfassten Werkes bot eine Palette rauschender Klangfarben und Stimmungen. Majestätische, gefühlvolle und beschwingte Elemente wechselten mit geheimnisvollen orientalischen Rhythmen und volkstümliche Sequenzen. Das alles mündete in einen rasanten finalen Galopp, der einen förmlich „vom Hocker riss“.
Eine gänzlich andere Atmosphäre evozierte das Orchester bei der Darbietung von George Gershwins „Concerto in F für Klavier und Orchester“. Präsentiert wurde eine wohlabgewogene Balance in der Interaktion zwischen dem brillanten Solisten Baynov und dem Orchester. Das impulsiv gespielte Allegro vermittelte eine perfekte Harmonie aus rhythmischen und dynamischen Effekten. Jazzige Sollbruchstellen und klassische Struktur bildeten ein ausgewogenes Ganzes, wobei die solide Partnerschaft zwischen dem Solisten und dem Tutti wesentlich zum Gelingen beitrug. Der Eröffnung des Adagio durch das Orchester, bei dem die gedämpfte Trompete wundervolle Blues-Anklänge realisierte, folgte eine teils beschwingte, dann wieder aufwühlende Auseinandersetzung des Klaviersolisten mit den jazzigen Motiven. Schön ausgearbeitet waren die kantabilen solistischen Akzente. Aufregend gestaltetwurde das abschließende Allegro agitato im Rondo-Stil. Daswuchtige Paukenmotiv, der treibende Rhythmus im Tutti und die fulminant ausgeführten Pianoläufe des Solisten gaben diesem Satz eine fulminante Motorik…
Nach der Pause stand mit Emmanuel Séjournés „Konzert für Marimbaphon und Orchester“ ein Kabinettstückchen für den jungen Solisten Matthias Briem auf demProgramm. Das von Jordan Gudefin arrangierte Stück begann mit bedächtigen Orchesterklängen, woraufhin der Solopart mit einem unglaublichen Wirbel an Kunstfertigkeit einsetzte. Mit welch furiosem Geschick Briem die vier Schlägel handhabte, das raubte einem förmlich den Atem. Ganz konzentriert und doch mit lockerer Eleganz agierte der junge Künstler. Da der Beifall schier nicht enden wollte, gab auch Briemeine Solozugabe. Mit „Dream of the Cherry Blossom“ des japanischen Komponisten Keiko Abe verzauberte er das Publikum noch einmal mit genialer Kunst am Marimbaphon.
Als weiteres Highlight gab es Gershwins „Rhapsodie in Blue“. Hier schlug endgültig die Stunde des Klaviersolisten Baynov. Er gestaltete die weiträumigen Solopassagen mit Verve, tiefer Emotion
und einem betörenden Facettenreichtum an Klangfarben. Er entlockte dem Yamaha- Flügel alles, was an Farben und Nuancen möglich ist. Das Orchester spielte seine Begleitertugenden perfekt aus und sekundierte die grandiosen Solokadenzen mit einem soliden Klangteppich an Mustern und Motiven. Ein ganzer Mikrokosmos an Lebensgefühl tat sich da auf, eingefangen in grandioser Musikalität von Orchester und Solist.
Der Trompeter FynnMüller hat mit seinem Konzertstück „Ein Schwabe in New York“ eine Steilvorlage für Big-Band-Literatur verfasst. Mit flottem Orchester-Groove und zwei solistisch virtuos eingesetzten Klarinetten wurde eine Interpretation vorgelegt, die es in sich hatte. Euphorischer Beifall brandetet auf.
Als Zugabe und Erinnerung für die vor fünfundsiebzig Jahren erfolgte Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz spielt das Landespolizeiorchester „Klezmer- Klassik“, ein hinreißendes Medley jüdischerMusik. Eine anrührende Geste, die anhaltend beklatscht wurde…
Quelle: Badische Zeitung vom 05.02.2020